Februar 11, 2013

Berlinale 2013: AN ENGAGEMENT RING [KONYAKU YUBIWA] (1950)

Und wieder steht eine Kinoshita-Protagonistin vor der emotionalen Zerreißprobe. Die zwischen ihrem städtischen Juweliersgeschäft und der ländlichen Heimat wöchentlich hin und her pendelnde Noriko (Mizoguchi-Muse Kinuyo Tanaka) verliebt sich in Dr. Ema (Toshiro Mifune, noch ganz am Anfang seiner Karriere), den neuen Arzt ihres lange Jahre schon bettlägerigen Ehemannes. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges pflegt sie ihn aufopferungsvoll im Verzicht eigener Bedürfnisse, dann kommt es zur unerwarteten Begegnung. Eine Dreiecksgeschichte, so still und beklemmend, so voller beherrschter Zuneigung und gebändigter Gefühle, dass Kinoshitas Figuren nur während langer Zugfahrten, nur während befreiender Sprünge ins kühle Meerwasser und wortloser Essensrituale ganz zu sich finden können. Den "Engagement Ring", man sieht ihn in einer wunderbar vordergründigen Großaufnahme gleich in der ersten Minute. Und man wird auch mehrfach die neuen Schuhe sehen, die Dr. Ema seiner Noriko zuliebe trägt, und die Gedichte des kranken Ehemannes ebenfalls, die zwischen allen dreien das kommunizieren, was keiner von ihnen zu sagen wagt. "The wind is getting stronger", heißt es kurz vor Beginn des dritten Akts, wenn die feinen narrativen Ellipsen ausgespielten Konfrontationen mit den eigenen Gefühlen weichen. Verbunden durch eine symbolstarke Montage, hemmungslos larmoyante Streicher und die jede zärtliche Geste zum schmerzhaften melodramatischen Blick verdichtende Inszenierung von Keisuke Kinoshita.


80%