Februar 19, 2008

Berlinale: HATSU-KOI - FIRST LOVE

Kurz vor seinem Schulabschluss hat Tadashi (Hiroshi Murakami) in erster Linie mit dem Erwachen seiner Sexualität zu tun. Der Außenseiter ist heimlich in seinen besten Freund verliebt, weiß aber nicht, wie er es ihm sagen oder überhaupt zu sich und seinem Schwulsein stehen soll. In der Schule wird er schikaniert und als Schwuchtel beschimpft, was für seine Selbstfindung nicht gerade förderlich ist. Als Tadashi eines Nachmittags auf dem Nachhauseweg zwei offensichtlich Schwule in der Bahn sieht, folgt er ihnen. Damit richtet der Schüler allerdings einigen Schlamassel an und bringt ordentlich Wirbel ins Leben von Keigo (Teppen Matsunoki), Hiroki (Ryôya Kawashima) und Shinji (Shinji Horie), die gemeinsam eine Homo-WG betreiben.

Der grobkörnige Videolook erschreckt zunächst – "Hatsu-Koi" ist mit einem einfachen Camcorder gedreht, ohne gesonderte Beleuchtung. Ein Amateurfilm, wenn man es denn so nennen will: Die Crew bestand nur aus Regisseur Kouichi Imaizumi und einem zweiten Mann für Ton und Musik. Gemessen an seinen spärlichen Mitteln und Fehlern (unfreiwillige Komparsen, die in die Kamera schauen, Stative, die sich überall spiegeln) ist der Film durchaus bemerkenswert, und ausnahmslos gut gemeint sowieso. Eine kleine, etwas bemühte Coming of Age-Geschichte wird hier erzählt, mit sympathischen Laien, originellen Einfällen und einem liebenswerten Humor. Die Lockerheit in der Darstellung von Homosexualität ist geradezu erfrischend, während der Film – für asiatische Produktionen nicht allzu üblich – auch nicht auf recht explizite Sexszenen zwischen Männern verzichtet. Dass die Selbstfindung und Akzeptanz der eigenen Sexualität letztlich nur über den Bund der Ehe einen Weg findet, lässt sich angesichts des ansteckenden Elans von "Hatsu-Koi" verkraften. An Diskussionen über das ewige Streben nach Gleichberechtigung via Hetero-Bürgerlichkeit ist dieser Film ganz sicher auch gar nicht interessiert.


60%