Februar 11, 2007

Kino: SMOKIN' ACES

Um die Herzen so einiger männlicher Kinozuschauer zwischen 16 und 26 zu gewinnen braucht es nicht viel: Man nehme eine Handvoll durchtrainierter Gangster in Achselhemden, die ihre mächtigen Knarren ausgiebig vor der Kamera präsentieren und immer einen frechen Spruch auf der Lippe haben, der mit "fuck" beginnt und meist mit "off" wieder endet, packe ein paar korrupte Bullen mit qualmender Kippe im äußeren Mundwinkel dazu und stelle all diesen noch einige knapp bekleidete und vor allem gehörig posierende Mädchen zur Seite. Mixt man diesen Cocktail dann kräftig durch, ergibt das ein illustres Kabinett inmitten zahlreicher verworrener Handlungsstränge, die sich irgendwie durchkreuzen oder bestenfalls zusammenführen, vor allem aber die Grundlage eines Filmes bilden, der in erster Linie schwer angesagt sein soll. Hip und cool möglichst. Dann ist die halbe Miete schon wieder drin.

Dieses Phänomen tritt bekanntermaßen verstärkt auf, seit ein durch geknallter Videothekenfritze die Eigenheiten der Postmoderne mit Filmen wie "Reservoir Dogs" auf dessen triviale Nenner brachte und der Kinokultur durch diesen Jukebox-Charakter einen dezent frischen Anstrich verlieh. Dass sich die Epigonen Quentin Tarantinos seitdem aus allen Ecken formen und wie aus einem Guss erscheinen, beweist auch der nervtötend primitive "Smokin’ Aces" vom Regisseur des mehr oder weniger gelungenen (und ebenso von Tarantino inspirierten) "Narc". Zu dessen Vorbildern zählen offenbar auch die Filme Guy Ritchies ("Snatch") und Konsorten, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt, basieren doch auch diese schon auf den Vorbildern der Vorbilder und huldigen sie entsprechend. "Smokin’ Aces" kann seine Identität als Rip-Off auch kaum verbergen, immerhin wirken seine zentralen Figuren – und um nichts anderes geht es – wie müde Klone aus dem Popuniversum genannter Regisseure.

Da kann man insgeheim nur froh sein, dass Carnahan nicht die erste Wahl für die dritte "Mission: Impossible" war, nachdem er sich aufgrund von kreativen Differenzen mit Tom Cruise aus dem Projekt verabschiedete. Rückschlüsse aus dessen Talent einmal ausgenommen, ist es die biedere Penetranz, mit der sein Film als neues Kultobjekt wahrgenommen werden soll. Dabei entpuppt sich die kokett als verschachtelt vorgetäuschte Geschichte als simple Schießbudenrevue, immerhin verlaufen alle Parallelstränge nach der Hälfte in ein großes Hotel, wo dann der rund 45minütige Showdown (was spektakulärer klingt, als es eigentlich ist) stattfindet. Dass all die merkwürdigen Gestalten, Identifikationsfiguren gibt es keine, letztlich nur darauf aus sind, den schmierigen Buddy "Aces" Israel (schmerzhaft überzogenes Over-Acting) in die Mangel zu nehmen, ist sozusagen die inhaltliche Quintessenz dieser langweiligen zwei Stunden.

Wenn da nicht auch dem Drehbuchautor, im Übrigen ebenfalls Carnahan, aufgefallen wäre, dass das alles doch recht dünn erscheint und selbst durch den Einsatz lautstarker Shoot-Outs und einiger zynischer Lacher (wir erinnern uns: die Zielgruppe) nicht überdeckt werden kann. Somit hängt man an den Schluss, oder zumindest den Punkt, wo man besser hätte enden sollen (immerhin ergäbe die ein oder andere blutig-matschige Einstellung ein nettes Schlussbild), noch einen dramatischen Epilog heran, der dann die eigene Handlung in bester bzw. schlechtester "The Usual Suspects"-Tradition um die eigene Achse dreht. Das sprudelt vor originellem Esprit natürlich gerade so über und gäbe Anlass, das Werk als "urkomisch überdrehte Mischung aus Action, Komödie und Drama" vorzustellen, hätte man den Rand durch derart blöde "Gangsterfilme" nicht schon lange voll.

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